Das Konzept der rekonstruktiven
Beobachtung wurde von dem deutsch-amerikanischen Designer Armin Möhrle
(Chicago/IL/USA) und dem Autor aus der gemeinsamen Beratungspraxis heraus entwickelt.
Es ist damit ein bestimmter Modus der Datenerhebung in sozialwissenschaftlichen
Forschungsprozessen und in Beratungsprozessen auf den Begriff gebracht. In
diesem Erhebungsmodus werden Personen während ihrer Arbeit oder anderer
Tätigkeiten, die untersucht werden sollen, beobachtet, und es werden Gespräche
mit ihnen geführt. Während der Forscher, der mittels des Verfahrens der teilnehmenden Beobachtung Daten erhebt,
fragt: „What the hell is going on here?“ (Geertz 1973) und versucht,
Zugang zu der Praxis, die er untersuchen will, zu erlangen, indem er in ihre
Realität eintaucht und an ihr teilnimmt, fragt der Forscher, der rekonstruktiv beobachtet: „If Jesus is
the answer – what was the question?“ und versucht, während er sie beobachtet,
das Problem zu rekonstruieren, für welches die beobachteten Handlungen die
Lösung darstellen. So, als Forscher – und nicht als Teilnehmer –, stellt er die
erforderliche Distanz zu der Praxis immer wieder her, während deren Vollzug er
anwesend ist.
Der in Arbeit befindliche Artikel – zugleich ein Abschnitt zum Kapitel "Datenerhebung" des Arbeitsbuchs (s.u.) – wird die Differenz zur "teilnehmenden Beobachtung" und die Spezifik der rekonstruktiven Beobachtung darstellen.
Geplant ist, ihn für einen Themenschwerpunkt "Rekonstruktion" bei "sozialer sinn" einzureichen.